07.03.2025

Es tut sich was bei der Elternzeit

Der Bundesrat hat einen Postulatsbericht zu Kosten und Nutzen von Elternzeitmodellen verabschiedet. Dieser zeigt auf, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Modelle nach konkreter Ausgestaltung haben können. Die Publikation reiht sich in die laufenden Diskussionen über die Elternzeit ein, zu der mehrere Initiativen lanciert wurden. 

Aktuell haben erwerbstätige Mütter in der Schweiz Anspruch auf einen 14-wöchigen Mutterschaftsurlaub, während Väter nach der Geburt eines Kindes zwei Wochen bezahlten Urlaub beziehen können. Zur Erfüllung eines Postulats hat der Bundesrat nun einen Forschungsbericht in Form einer Kosten-Nutzen-Analyse verschiedener Elternzeitmodelle veröffentlicht, die über das heutige Modell hinausgehen. 

Kosten und Nutzen der verschiedenen Modelle aufgezeigt 

Konkret wurde die Frage untersucht, ob eine Elternzeit – entweder für beide Elternteile gleich lang (paritätisches Modell) oder mit gewissen Einschränkungen zwischen den Eltern aufteilbar (variables Modell) – volkswirtschaftlich sinnvoller wäre als der Status quo. Die Analyse liefert einen Überblick über die direkten und indirekten Kosten und Nutzen von Elternzeitmodellen, die teilweise nur schwer quantifizierbar sind. Sie kommt zum Schluss, dass Elternzeitmodelle je nach Ausgestaltung verschiedene positive und negative Auswirkungen haben können.

Variables Modell und paritätisches Modell im Vergleich 

Dies zeigt sich beim Vergleich eines variablen mit einem paritätischen Elternzeitmodell. Im variablen Modell kann ein Teil der Elternzeit frei unter den Eltern aufgeteilt werden, wodurch die Mütter länger als sechs Monate dem Arbeitsmarkt fernbleiben können. Im Gegensatz dazu beziehen beim paritätischen Modell beide Elternteile gleich viele Wochen Elternzeit. Das variable Modell hat auch weniger starke negative Auswirkungen auf das Einkommen des anderen Elternteils und sorgt für geringere Lohnnebenkosten. Dagegen wirkt sich das paritätische Modell positiver auf die Erwerbsbeteiligung der Mütter aus: Sie bleiben länger im selben Unternehmen oder überhaupt im Arbeitsmarkt. Mit Blick auf die Arbeitsmarktlage, den Fachkräftemangel und die Fluktuationskosten ist dies eindeutig von Vorteil. 

Initiativen zur Einführung einer Elternzeit stehen in den Startlöchern 

Zusammenfassend liefert der Forschungsbericht eine solide Grundlage für die aktuell bereits laufenden Diskussionen über ein allfälliges Elternzeitmodell. National werden sie sowohl durch die Familienzeit-Initiative von alliance F, die in Kürze lanciert werden soll und 18 Wochen Elternzeit für beide Elternteile vorsieht, als auch durch die von mehreren Kantonen eingereichten Elternzeit-Initiativen vorangetrieben. Der Ständerat ist dem Antrag der Mehrheit seiner Gesundheitskommission (SGK-S) gefolgt und hat in der Frühjahrssession beschlossen, den Standesinitiativen der Kantone Wallis und Tessin keine Folge zu geben. Beide hätten eine Elternzeit von mindestens 20 Wochen verlangt und damit verbindliche Mindestbedingungen vorgeschrieben, die aus Sicht der Mehrheit der SGK-S zu streng gewesen wären. 

Wille nach einer einheitlichen und pragmatischen Lösung auf Bundesebene 

Dieser Entscheid des Stöcklis bedeutet aber noch kein Nein zur Elternzeit. Die SGK-S hat nämlich mit 10 zu 2 Stimmen bei 1 Enthaltung den zwei offener formulierten Standesinitiativen der Kantone Genf und Jura Folge gegeben. Während die Genfer Initiative den Kantonen die Einführung einer Elternzeit erlauben will, verlangt jene des Kantons Jura eine einheitliche Lösung auf Bundesebene. Gemäss dem Willen der Kommissionsmehrheit soll eine pragmatische Lösung gefunden werden, die den verschiedenen Familienmodellen Rechnung trägt und finanziell tragbar ist. 

Medienmitteilung des Bundesrats vom 19. Februar 2025: «Der Bundesrat verabschiedet Bericht zum Vergleich von Elternzeitmodellen» 
Bundesratsbericht vom 19. Februar 2025: «Empirische Evidenzen und Machbarkeit einer gesamtwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Betrachtung verschiedener Elternzeitmodelle» 
Website der Familienzeit-Initiative 
Beitrag auf der Plattform Soziale Sicherheit (CHSS) vom 19. Februar 2025: «Eine Elternzeit für die Schweiz?» 
Medienmitteilung der SGK-S vom 29. Januar 2025: «Erster Schritt hin zur Einführung einer Elternzeit» 
Beitrag auf srf.ch vom 7. März 2025: «Trotz Ständerats-Nein ist die Elternzeit einen Schritt weiter»