15.05.2024

Institutionelle Betreuung weiter im Aufwind

2022 wurden vier von zehn Kindern in der Schweiz institutionell betreut, wie eine Auswertung des Bundesamts für Statistik zeigt. Angesichts der mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist kibesuisse über diesen anhaltenden Trend erfreut. Der Verband fordert zugleich in einem Radio-Interview einen quantitativen und qualitativen Ausbau der familienergänzenden Bildung und Betreuung, an dem sich alle beteiligen sollten.   

In der Schweiz werden 62 Prozent der Kinder unter 13 Jahren familienergänzend betreut. Vier von zehn Kindern (41,4 Prozent) nutzen dabei die institutionellen Betreuungsformen, das heisst Kindertagesstätten, schulergänzende Tagesstrukturen oder Tagesfamilienorganisationen. Sowohl bei den Kindern unter vier Jahren als auch bei den vier- bis zwölfjährigen Kindern ist die familienergänzende Bildung und Betreuung in Kindertagesstätten mit 37 beziehungsweise 36 Prozent am häufigsten verbreitet. Dies haben die kürzlich veröffentlichten Zahlen des Bundesamts für Statistik für das Jahr 2022 ergeben. 

Kinder aus Familien mit höherem Einkommen sind im Vorteil 

Die steigende Zahl von Kindern, welche familienergänzende Bildung und Betreuung beanspruchen, ist nicht verwunderlich für Maximiliano Wepfer, Verantwortlicher politische Kommunikation bei kibesuisse. Im Gegenteil, sie ist ein erfreulicher Trend, wie er im Radio-Interview mit CH Media erklärte. «Die Schweiz hat grosse Probleme mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, da sind die Organisationen der familienergänzenden Bildung und Betreuung eine grosse Entlastung für die Eltern und somit genau die Lösung für dieses Problem.» Die fehlende Vereinbarkeit spiegelt sich auch in den publizierten Zahlen: Der Anteil der familienergänzend betreuten Kinder steigt mit zunehmendem Einkommen des Haushalts. Er war 2022 in der obersten Einkommensklasse mit 80 Prozent doppelt so hoch wie in der tiefsten Einkommensklasse mit 41 Prozent. 

Alle müssen ihren Beitrag leisten 

Um der Nachfrage gerecht zu werden, müsse das Angebot an familienergänzender Bildung und Betreuung weiter ausgebaut werden, forderte Wepfer. Zum einen quantitativ, weil es Regionen in der Schweiz gibt, wo das Angebot noch nicht dort sei, wo es sein müsste. Zum anderen aber auch quantitativ, indem man beispielsweise in die Aus- und Weiterbildung der Betreuungspersonen oder in die Finanzierung der Organisationen investiere, damit sie das Angebot zur Zufriedenheit aller aufrechterhalten können. «Nun sind alle dazu aufgefordert, sich zu beteiligen, weil auch alle einen Nutzen davon haben: Bund, Kantone, Gemeinden, Arbeitgeber und Eltern», appellierte Wepfer.

Publikation des Bundesamts für Statistik vom 13. Mai 2024: «Familien- und schulergänzende Kinderbetreuung im Jahr 2022»